"Ich habe Euch gesucht.
Jetzt seid Ihr zu mir gekommen.
Und ich danke Euch".
Sein letzter Gruß an die Jugend
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Papst
Johannes Paul II.
Gestern wurde der Papst bestattet. Für mich war es eine sehr bewegende
Woche. Das Fernsehen brachte viele Berichte über seine 26 ½
jährige Amtszeit. Es war wie eine Reise durch meine Vergangenheit,
meine Jugend. Ich erinnerte mich daran, dass ich den Papst früher
sehr gerne mochte, nicht nur weil er aus dem Land kam, in dem auch ich
geboren wurde.
Am 2. Mai 1987 war der Papst in meiner damaligen Heimat Essen. Dort
habe ich ihn das einzige mal live gesehen und war recht begeistert.
Bei 2 Veranstaltungen in Essen waren aber nur 1.000 bzw. 2.000 Menschen
anwesend, recht wenig eigentlich.
Aber was passierte dann? Der sympathische Papst verschwand aus meinem
Umfeld. Wenn etwas über den Papst gesagt wurde, war es meist negativ.
Denkt die ganze Welt so?, oder nur Deutschland oder sind es nur meine
Bekannten? Diese Fragen habe ich mir nie gestellt.
Jetzt erfahren wir,
dass Johannes Paul ein Held war, viele Bekannte wundern sich genauso
und ich bin ein echter Papst-Fan geworden – Leider zu spät.
Klar, da denkt man erst, dass die Medien beim Ableben eines Prominenten
nur das Positive bringen, aber was man im Laufe der Woche so alles erlebt
hat, war schon sehr überzeugend.
4 Millionen Pilger zog es nach Rom. 15 Stunden Anstehen um 2 Sekunden
den aufgebahrten Leichnam im Petersdom zu sehen. Es wurde getrauert,
gejubelt, geweint und gesungen. Von Chaos und Drängelei keine Spur.
Sie erwiesen ihm die letzte Ehre. Vor allem die Jugend war da. „Er
ist zu uns gekommen, nun kommen wir zu ihm“, hieß es immer
wieder. Alle sind begeistert von JP 2.
Würde ich 15
Stunden in einer Schlange stehen? Ich gehe ja schon rückwärts
aus dem Penny-Markt heraus, wenn ich 10 Leute an der Kasse anstehen
sehe.
Aber vielleicht wäre ich auch in Rom gewesen und hätte diese
Strapazen gerne auf mich genommen, wenn ich diesen Papst besser gekannt
hätte, wenn ich ihn wirklich erlebt hätte.
Obwohl auch viele Deutsche Pilger in Rom zu sehen waren, spürte
ich in dieser Woche, dass wir Deutsche irgendwie ein Problem mit dem
Papst hatten. Die ganze Welt war in der Lage diesen sympathischen Menschen,
trotz seiner vielen konservativen Einstellungen zu lieben.
Aber in unserem Land blockierten seine Richtlinien, Erlasse, Enzykliken,
Verordnungen und sonstige päpstliche Schreiben scheinbar wieder
mal unser einfaches Lebensgefühl. Typisch Deutsch. Schade, Deutschland.
Da waren noch die
anderen Wunder von denen ich in dieser Woche erfuhr.
Er war es, der den kalten Krieg beendete, wie man jetzt erst begreift.
„Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf
für Christus. Öffnet die Grenzen und Staaten, die wirtschaftlichen
und politischen Systeme für seine Macht“ sagte er zum Amtsantritt
1978. Die Sowjetunion hatte Angst vor ihm, nun gibt es sie nicht mehr.
Fidel Castro ließ die Christen auf Kuba damals noch verfolgen.
Nach einem Papstbesuch wurde das Weihnachtsfest auf Kuba wieder erlaubt
und nun verordnete Castro sogar 3 Tage Staatstrauer.
Ich wusste nicht, das es 17 Mio. Katholiken in China gibt – Tendenz
steigend. Südkorea verzeichnet weltweit den größten
Zustrom an neuen Christen. In Israel wurde die Trauerfeier jeweils im
größten staatlichen und privatem TV-Sender 4 Stunden live
ausgestrahlt. Wie ist das möglich?
Johannes Paul hat
es als einer der wenigen Menschen verstanden, was Globalisierung wirklich
bedeuten sollte, über die Grenzen der römisch-katholischen
Religion hinweg. Er war ein Papst für die gesamte Menschheit. Er
ging auf alle zu, ohne Zielvereinbarungen seines Vorgesetzten, aber
mit viel Geduld im Gepäck.
Und wenn man gestern am Petersplatz sieht und hört, das der israelische
Präsident Katzav dem Todfeind al-Assad (Präsident Syriens)
die Hand reicht, das er dem iranischem Präsidenten Chatami (Iran
fordert offiziell die Vernichtung Israels) in Farsi sagte: „Möge
Frieden mit Ihnen sein!" und seinen algerischen Amtskollegen Bouteflika
umarmte, dann hat JP 2 auch hier mehr erreicht, als jahrzehnte lange
Nah-Ost-Diplomatie. Die Samen wurden gesetzt.
Und wer macht jetzt
weiter? Wir alle sollten es tun. Aufeinander zugehen und dadurch kleine
Lawinen der Menschlichkeit auslösen. Wir schaffen es schon noch,
die Welt wieder ins Lot zu bringen!
9. April 2005
Ein paar Bilder aus dem Leben von Papst
Johannes Paul II.
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