Wie
jeden Morgen komme ich am Stachus von der S-Bahn hinauf an die Oberfläche.
Normalerweise stehen hier um 6.20 Uhr nur 2 bis 4 Menschen, die mit
mir auf die Trambahn warten. Am 10. März ist hier jedoch richtig
was los. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes zu, "wie am Stachus".
20 Fernseh-Übertragungs-Wagen stehen da, Polizei-Einheiten gehen
in Position und Reporter geben erste Kommentare an die Sender.
Ach ja, der Prozess um Steuersünder Uli Hoeneß hat begonnen.
Allerdings geht es erst in 4 Stunden los . . . . welche bahnbrechenden
Erkenntnisse die hier wohl schon zu berichten haben?
Ich
mag den Uli Hoeneß sehr gerne.
Dass er gelegentlich gegen die Bundeliga-Konkurrenten wettert, gefällt
mir zwar nicht.
Aber seine soziale Art ist bewundernswert. Er hat ein großes
Herz.
Vor einem Jahr waren alle plötzlich geschockt, als herauskam,
dass er ein Steuersünder sein soll.
Aber, damit konnte man leben. Es ist ja schon ein paar Jahre her und
er sieht seine Fehler ein. Er war süchtig, hatte mit viel Geld
gezockt, ...
Viele Leute, so wie ich, haben dann gesagt ... egal, er soll er halt
die Steuern zurückzahlen und dann ist der Fall erledigt.
Es gibt wesentlich schlimmere Burschen auf der Welt bzw. in unserem
Land.
Aber
aus 2 Millionen Euro, die Uli Hoeneß nicht versteuert hatte,
wurden innerhalb von zwei Prozess-Tagen sage und schreibe über
28 Millionen Euro.
Und das ist wirklich nicht schön, dass er sowas ein ganzes Jahr
verschweigt, obwohl so viele zu ihm standen.
In dieser Woche war der Prozess um Uli Hoeneß deutlich medienwirksamer,
als die Prozesse um Ex-Bundespräsident Wulff bzw. den NSU-Skandal,
ja sogar die aktuelle Krim-Krise ist zweitrangig geworden. Dreieinhalb
Jahre Gefängnis sind für Hoeneß sicher nicht schön,
aber ein Teil von ihm ist vielleicht froh, dass er damit diesem Medien-Zirkus
erstmal "entfliehen" kann.

Infos zum Hoeneß-Prozeß
auf Sueddeutsche.de
und auf Wikipedia
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